Bundespräsident Steinmeier und Regierungssprecher Seibert äußerten sich nach der Messerattacke von Würzburg

Zehntausende Nutzerinnen und Nutzer haben seit Ende Juni die Behauptung eines rechtspopulistischen Bloggers auf Facebook und Twitter geteilt, wonach Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zur Messerattacke von Würzburg geschwiegen hätten. Bei dem Anschlag starben drei Frauen, weitere Menschen wurden schwer verletzt. Sowohl Präsident als auch Regierung hatten sich entgegen der Behauptung allerdings öffentlich zum Messerangriff geäußert.

Am Tag nach dem Messerangriff von Würzburg vom 25. Juni haben Nutzerinnen und Nutzer in verschiedenen sozialen Netzwerken die Behauptung des rechtspopulistischen Bloggers Niklas Lotz geteilt. Lotz schrieb unter seinem Online-Namen  "Neverforgetniki": "Hätte ein Nazi 3 Asylbewerber umgebracht, gäbe es bei ARD und ZDF Sondersendungen und Merkel und Steinmeier hätten sich sofort gemeldet. Da in Würzburg aber ein Asylbewerber 3 Deutsche umgebracht hat, passiert nichts davon. Unfassbar traurig." Hunderte teilten seinen Tweet, mehr als 11.000 sein gleichlautendes Facebook-Posting

Image
Facebook-Screenshot: 29.06.2021

In Würzburg kam es am 25. Juni zu einem tödlichen Messerangriff. Ein tatverdächtiger 24-jähriger Somalier griff gegen 17 Uhr in einem Kaufhaus in der Innenstadt zahlreiche Menschen offenbar wahllos mit einem langen Messer an. Drei Frauen starben, weitere Opfer sind schwer verletzt. Kurz darauf konnte die Polizei den Angreifer durch einen Schuss in den Oberschenkel stoppen, er kam in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hält ein islamistisches Motiv für wahrscheinlich. ARD und ZDF berichteten über den Messerangriff (hier, hier, hier).

Niklas Lotz alias Neverforgetniki veröffentlichte seine Behauptung zu den Ereignissen und der ausbleibenden Reaktion der Politik einen Tag später, am 26. Juni, erst auf Twitter (15.10 Uhr), dann auf Facebook (15.22 Uhr).

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich allerdings sowohl Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als auch Regierungssprecher Steffen Seibert schon zur Tat geäußert. Am 26. Juni um 10.54 Uhr verurteilte Steinmeier auf Facebook den Messerangriff als "menschenverachtende Tat", bei der der Täter mit "äußerster Brutalität" vorgegangen sei:

Regierungssprecher Steffen Seibert, der für Merkel und die Bundesregierung spricht, twitterte am 26. Juni um 12:00 Uhr ebenfalls ein Statement zu Würzburg, in dem er von einer "entsetzlichen Tat" sprach, die sich "gegen jede Menschlichkeit und jede Religion" gerichtet habe.

Am 28. Juni betonte Seibert nochmals, die Kanzlerin und alle Mitglieder der Bundesregierung seien erschüttet. Es handele sich um eine Tat von "nicht zu begreifender Brutalität und Bösartigkeit". 

Fazit: Es ist falsch, dass es keine Reaktionen von Bundespräsident Steinmeier oder Kanzlerin Merkel zum Messerangriff von Würzburg gab. Beide äußerten sich bereits vor Veröffentlichung der Behauptung von Niklas Lotz öffentlich zum Attentat. Auch ARD und ZDF berichteten über das Attentat. Die Nachrichtenagentur dpa kam in einem Faktencheck zum gleichen Ergebnis.

Haben Sie eine Behauptung gefunden, die AFP überprüfen soll?

Kontaktieren Sie uns