Geänderte Nachrichtensendungen behaupten fälschlicherweise, Kenia habe Territorium und Bürger an China verkauft
- Veröffentlicht am 15. Dezember 2023 um 18:11
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: James OKONG'O, AFP Kenia, AFP Österreich
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"Kenia hat offiziell 20 Bezirke an China verkauft, darunter Kiambu, Meru, Nyandarua, Naivasha, Limuru und 14 weitere", heißt es in einem der Videos, das am 26. November 2023 auf Instagram veröffentlicht wurde. Der Clip wurde auch auf TikTok hier und hier geteilt.
Der Clip mit dem Logo des kenianischen Nachrichtensenders Kenyan Television Network News oben links zeigt den Journalisten Eric Latiff beim Verlesen einer Nachrichtensendung und wurde bereits mehr als 4800 Mal mit "gefällt mir" markiert.
Im Nachrichtenbeitrag ist Ruto zusammen mit einer Gruppe von Menschen in Anzügen zu sehen, gefolgt von einem Mann, der offensichtlich in einem Büro Dokumente unterschreibt.
Anstatt Latiffs Stimme ist eine automatische Stimme zu hören. "Die Kenianer werden gebeten, bis zum 1. Januar 2024 ihre Sachen abzugeben und das chinesische Land zu verlassen", sagt die roboterartige Stimme.
Ein ähnlicher Clip, in dem ebenfalls Latiff mit demselben Studiohintergrund zu sehen ist, wurde auf Facebook in einem Beitrag mit der Unterschrift "Kenia verkauft vier seiner Stämme an China" geteilt.
Diesmal wird behauptet, dass "Kenia offiziell vier Stämme, nämlich Luos, Kikuyus, Kambas und Luhya, für 13 Billionen kenianische Schillinge an China verkauft hat. Diese Gemeinschaften werden in China als Bauern eingesetzt. China wird sich zuerst die Kikuyu und Luhya holen." Sie werden aufgefordert, zu kooperieren, ansonsten würden dramatische Konsequenzen drohen.
Kenia umfasst mehr als 40 verschiedene ethnische Gemeinschaften (hier archiviert).
Schuldenkrise
Kenia hat mehr als 10,1 Billionen Schilling (61 Milliarden Euro) Schulden angehäuft, eine Zahl, die 67 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts entspricht (hier archiviert).
Ein Großteil der kenianischen Schulden sind gegenüber China. Die Kosten für die Begleichung sind laut dem kenianischen Finanzministerium in die Höhe geschnellt, da der Wert der Währung des Landes auf ein Rekordtief gefallen ist. Ein Euro ist aktuell etwa 166 kenianische Schilling wert.
Kurz vor Rutos Reise nach China sagte sein Stellvertreter Rigathi Gachagua, der Präsident werde China um "mehr Zeit für die langsame Rückzahlung der Schulden" bitten und ein zusätzliches Darlehen in Höhe von 1 Milliarden USD (153,3 Milliarden Schilling) beantragen, um Straßenbauprojekte fertigzustellen, die aufgrund finanzieller Engpässe ins Stocken geraten seien.
Im eigenen Land hat Kenia seine Anstrengungen zur Erhöhung der Steuereinnahmen durch umstrittene Steuererhöhungen und den Verkauf "notleidender halbstaatlicher" und anderer öffentlicher Einrichtungen an private Investoren verstärkt (hier archiviert).
Kritiker der Maßnahmen argumentieren, dass das Land aufgrund der tief verwurzelten Korruption in der Regierung mit finanziellen Problemen zu kämpfen habe und dass eine weitere Besteuerung der Kenianerinnen und Kenianerund die Privatisierung halbstaatlicher Einrichtungen die Situation nicht verbessern werden.
Die Videos, in denen behauptet wird, die Regierung habe Land und Menschen an China verkauft, sind jedoch falsch.
Manipulierte Videos
AFP suchte nach den Stichwörtern "Ruto in China auf KTN News" und fand die Originalsendung auf dem YouTube-Kanal von KTN News, die am 17. Oktober 2023 veröffentlicht wurde.
Ruto war an diesem Tag in China und unterzeichnete dem Beitrag zufolge mehrere Verträge.
"Die Verträge wurden am Rande des Forums der Belt and Road Initiative in Peking unterzeichnet. Kenia ist bemüht, die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit China zu vertiefen und Präsident William Ruto führt eine Delegation an, de Kenia als Investitionsziel für die fernöstliche Wirtschaftsmacht vermarkten soll", so Latiff in der Mitteilung.
AFP verglich Screenshots aus dem geänderten Video mit dem originalen Clip, der auf dem YouTube-Kanal von KTN News veröffentlicht wurde. Zu den übereinstimmenden Elementen gehören das Logo des Senders, der Gebärdensprachdolmetscher und der Text "Ruto in China". Nur der Ton wurde ausgetauscht.
An keiner Stelle des ursprünglichen Bulletins spricht Latiff die Behauptung an, dass Kenia fast die Hälfte seiner 47 Bezirke (hier archiviert) sowie Menschen an China verkaufen würde. Auch in anderen Medien wurde nicht über das Thema berichtet.
Fazit: Zwar berichtete der kenianische Nachrichtensprecher Eric Latiff in seiner Sendung über die Beziehungen zwischen seinem Heimatland und China. Die auf Instagram und Tiktok geteilten Versionen des Videos sind allerdings gefälscht, denn die Tonspur wurde ausgetauscht. In der Originalsendung wurde die Behauptung, Kenia hätte einen großen Teil seines Landes und einige seiner Staatsbürger an China verkauft, nicht gemacht. Es wurde über Schulden Kenias berichtet.